Fast allein im Zoo

Der Zoologische Stadtgarten in Karlsruhe hat wieder geöffnet. Das Feierabend Ticket gibt es meist auch noch für Kurzentschlossene online, die bis zur Dämmerung durch den Zoo schlendern können.

Der Vogel mit dem glänzend blauen Federkleid beäugt die Familie neugierig. Mit seinen Krallen und dem imposanten Schnabel klammert er sich an das Gitter seiner Voliere. Henry, so heißt der Hyazinth-Ara, scheint die Aufmerksamkeit der Zoo-Besucher zu genießen. Der blaue Papagei ist eine Handaufzucht und an Menschen gewöhnt. Der Liebling von Zoo-Chef Matthias Reinschmidt ist im Lockdown sogar zum Medienstar avanciert.

Denn die Mitarbeiter des Karlsruher Zoos kamen während der Schließung mit ihren Tieren zu den Besuchern. Und zwar über die Social-Media-Kanäle: Die "Zoo-Einblicke" und ihre Darsteller sind schon fast Kult, allen voran der Ara Henry, den man regelmäßig in den Videos auf der Schulter oder auf dem Schreibtisch von Matthias Reinschmidt bewundern kann.

Vor rund zwei Jahren nahm sich Reinschmidt dem Tier an, das als schwächstes von drei Küken im Nürnberger Zoo geschlüpft ist. Aufgepäppelt und gut versorgt vom Karlsruher Zoo-Direktor und seinem Team, ist aus dem hilflosen Vögelchen ein neugieriger Vogel geworden. Seine Artgenossen aus den Regenwäldern in Brasilien sind vom Aussterben bedroht. Durch Schutzprojekte konnte die Zahl der Hyazinth-Aras im Freiland von rund eineinhalb Tausend auf über 6000 Tiere gesteigert werden.

Henry ist einer der größten Papageien, die es auf der Welt gibt, mit rund einem Meter Größe. Henrys Zuhause liegt direkt vor dem Fenster des Biologens. Auf dem Dach des Bürogebäudes hat sich ein Storchenpaar häuslich niedergelassen. Die beiden kreisen immer wieder mal wieder über das Zoogelände. Inzwischen hat Henry genug von der Bewunderung der Besucher und zieht sich wieder in den Hintergrund zurück.

Gleich neben seiner Voliere kommt man zu den Affen, die zum Abendbrot Zucchini verspeisen. Bei den meisten Tieren ist Essenzeit und auch das graue Kaninchen macht sich über die grünen Blätter eines Salats her. Aus der Ferne ist das Brüllen eines Löwen zu hören. Ansonsten ist es ruhig geworden auf dem Gelände und den Wegen. Und auf der Aussichtsterrasse auf dem Lauterberg, dem künstlich aufgeschütteter Hügel im Stadtgarten von Karlsruhe, scheint die Zeit stillzustehen. Hier oben wird das leise Heulen der Robben vom Winde verweht.

Bei einer 7-Tage Inzidenz von größer 100 an 3 aufeinander folgenden Tagen muss der Zoo wieder schließen.