Winter Wonderland vor der Haustür

Der Naturpark Schwarzwald Mitte/ Nord ist Deutschlands größter Naturpark: unterwegs auf der AugenBlickrunde - mit Abstand

Holzbronn, ein Stadtteil von Calw, befindet sich quasi auf dem Präsentierteller: 525 Meter hoch liegt das 770-Seelen-Dorf, eine gute halbe Stunde von Stuttgart entfernt. Die Schneefälle der letzten Wochen haben die Wanderwege ringsherum in eine traumhafte Winterlandschaft verwandelt. Im Gegensatz zum rund 45 Kilometer entfernten Kaltenbronn, sieht man auf den Parkplätzen kaum Kennzeichen, die mit S, BB, LB, ES beginnen – trotz der Nähe zu Stuttgart und der Tatsache, dass der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord wieder der größte Naturpark in Deutschland ist. Er ist um rund 46000 auf jetzt 420000 Hektar Gesamtfläche gewachsen und größer als der Naturpark Südschwarzwald.

Ein Naturpark für die Menschen

Als Naturpark bewahrt und entwickelt er Natur und Landschaft mit und für Menschen. Rund 105 gibt es über ganz Deutschland verteilt. Insgesamt bedecken sie eine Fläche von 27 Prozent. Erst im Dezember wurde der neue Naturpark-Plan 2030 im Rahmen einer Online-Mitgliederversammlung des Naturparkvereins einstimmig beschlossen. Es ist ein Leitfaden entstanden für die strategische Entwicklung des Naturparks Schwarzwald Mitte/Nord über die kommenden zehn Jahren. Aktuelle Fragen sind: Welche Ziele hat der Naturpark? Welche Projektideen gibt es? Welche Vision wird für die Zukunft entwickelt?

Wandern in der Natur

Am intensivsten erlebt man den Naturpark rund um Holzbronn auf einer Wanderung, beispielsweise auf der AugenBlick-Runde Calw-Holzbronn. Die rund 15 AugenBlick-Touren im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord versprechen atemberaubende Aus- und Weitsichten. Besondere Aussichtspunkte, bezeichnet als AugenBlicke, laden auf den Strecken mit Sitzbänken und Tischen ein, die Landschaft zu genießen. Panoramatafeln geben Auskunft über die einzigartige Natur- und Kulturlandschaft.

Literatur und Wandern

"Augenblick, verweile doch! Du bist so schön!". Der Satz Johann Wolfgang von Goethe, Faust I, bringt literarisch zum Ausdruck, was einen auf der gut 13 Kilometer langen Wanderung erwartet. Los geht es im Zentrum von Holzbronn. Gleich mehrere Wegweiser hängen vor der Evangelischen Kirche. Auf der AugenBlick-Runde folgt man dem grünen Augen in Verbindung mit der gelben oder blauen Raute. Das Café Zimtschnecke im Erdgeschoss des gegenüberliegenden Rathauses lädt mit den liebevoll dekorierten Fenstern eigentlich gleich zu einem Stopp ein. Zumindest ein Schnecke-to-go von Lina Hakenjos muss sein, bevor es ins Grüne geht.

Zimtschnecke-to-go

Die 23- Jährige wohnt nebenan und wurde oft von Wanderern gefragt, ob es hier denn ein Café gäbe. Denn die AugenBlick-Runde führt geradewegs am Rathaus vorbei. Das Café fürs Dorf war nur ein Grund für die leidenschaftliche „Schnecken-Bäckerin“, ihr eigenes Backparadies zu eröffnen. Mit der Schnecke im Rucksack geht es über Wiesen und Felder. Der Blick schweift zum Horizont über sanft geschwungene Hügel. Es tut gut, einfach einen Augenblick zu verweilen während sich die Gedanken immer mehr verflüchtigen.

AugenBlick Holzbronn

Kurz darauf erreicht man den AugenBlick Holzbronn. Die dortige Panoramatafel erläutert, welche landschaftlichen Highlights sich vor einem ausbreiten: Auf den Höhen erstrecken sich Neubulach, Altbulach, Zavelstein und Emberg. Wenn man geradeaus schaut, fällt der Blick auf das Dürrbach-, das Rötenbach- und das Teinachtal.

Rutschgefahr nicht nur bei Schnee und Eis

Vor allem, wenn Schnee liegt, ist Vorsicht im teilweise alpinartigen Gelände geboten. Dann ist Trittsicherheit gefragt, denn schmale Pfad führen über Leitern, bemooste Steinstufen, Wurzeln und entlang hochaufragender Felsen. Kurz nach der Holzbrücke über die Nagold geht es bergauf zur Burgruine Waldeck, die imposant seit 1100 hier oben thront. Sie ist eine der schönsten und besterhaltenen Ruinen der weiteren Umgebung. Wer neben dem süßen Stückchen auch ein paar Würstchen eingepackt hat, findet hier eine Grillstelle.

Auf und ab

Entlang des Bergrückens und über eine Art Felskanzel führt der Weg bereits zum nächsten Rastplatz. Hier an „Geigerles Lotterbett“ gibt es die nächste Gelegenheit zum Grillen. Der Sage nach, soll sich unter den Sandsteinfelsen der Musikant Geigerle ein Schlaflager hergerichtet haben. Hier lässt es sich aushalten, aber wer rastet, der rostet und weiter geht es bergab und durch das Nagoldtal. Ein Highlight ist auch die Xanderklinge, ein in den Sandstein eingeschnittenen Bach. Die Schlucht ist gesäumt von über zehn Meter hohen Felswänden. Über ein paar Steine balanciert man auf die andere Seite des Bachs und steigt über Wurzeln, Felskanten und Totholz bergauf. Es ist ganz still. Wieder oben, blickt man noch einmal auf den Bach und die Schlucht zurück. Ein letztes Mal wird der Bach überquert, dann führt ein breiter Weg zurück nach Holzbronn – im Kopf sind die beeindruckenden Ausblicke der Tour gesammelt.

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Kommentare: 1
  • #1

    Anne Mäckelburg (Sonntag, 07 Februar 2021 08:12)

    Herrlich beschrieben! Vielen Dank Annette. Einer so verlockenden Einladung zu dieser kleinen Wandertour kann man nicht widerstehen. Vielen Dank für die Erinnerung... diese tolle Rundtour muss ich unbedingt bald machen. Tolle Beschreibung, tolle Bilder ! Na klar bei Schnee besonders schön! Aber ich denke dieses Eck vom Heckengäu hat, wie du schon schreibst, zu jeder Jahreszeit seine Reize.