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Gesundheit für Zuhause

Ein intaktes Immunsystem ist die beste Prävention gegen Krankheit. Die Kneipp’sche Lehre hilft dabei, kann Daheim angewendet werden und Barfußlaufen geht fast überall.

Sebastian Kneipp war in Bad Wörishofen zu Hause, das dieses Jahr ‚100 Jahre Bad feiert. Seine Naturheilverfahren rund ums Wasser und das Barfußlaufen sind aktueller denn je. Kneipp’s ganzheitliche Betrachtung des Menschen schließt Körper, Geist und Seele mit ein, die Therapie ist wissenschaftlich untermauert und wird seit über 100 Jahren von Ärzten verordnet. Durch aktive, individuell dosierte Reize, beispielsweise durch Kälte, werden im Körper positive Reaktionen ausgelöst und die Abwehrkräfte gestärkt sowie Kreislauf und Nervensystem angeregt. Sebastian Kneipp ging es bei seiner Lehre und den damit verbunden fünf Säulen - Wasser, Bewegung, Pflanzen, Ernährung und Ordnung (innerer Ausgeglichenheit) - nicht nur um das Kurieren von Beschwerden, sondern vor allem um Prävention, so sagte er: „Wer nicht jeden Tag etwas für seine Gesundheit aufbringt, muss eines Tages sehr viel Zeit für die Krankheit opfern“.

Die Wasserheilkunde basiert auf Güssen und Bädern

Die Wasserheilkunde, auch Hydrotherapie genannt, basiert auf Güssen, Wickel und Bädern, die sich leicht in den Alltag integrieren lassen. Der 1855 im bayerisch-schwäbischen Stephansried geborene Priester war überzeugt: "Der Anfang der Abhärtung bleibt immer das Barfußgehen. Es gewöhnt unsere Natur (den Körper) am meisten an die Erde. Dabei wird das Blut nach unten geleitet, der Blutumlauf geregelt und die Füße gekräftigt." Also warum nicht einmal einen Selbstversuch mit Kneipp wagen und einen Tag der Gesundheit widmen?

Mit kaltem Wasser die Abwehr stärken

Es ist zwar schon ein guter Anfang, wenn man sich nach der morgendlichen Dusche kalt abbraust, aber das alleine reicht nicht aus, um die Abwehrkräfte zu stärken. Einfach durchführbar und effektiv sind Kneippgüsse. Man beginnt dabei immer auf der herzfernen, rechten Körperseite ­und die ersten Male nur an Beinen oder Armen, später können die Unter- beziehungsweise Oberkörper mit einbezogen werden. Drei Dinge gilt es dabei zu beachten: Stets an den Füßen oder Händen anfangen, nicht auf kalter Haut anwenden und die Güsse generell morgens am Oberkörper, abends am Unterkörper ausführen. Ein Gießrohr statt einem Brausekopf oder der Wasserstrahl aus einem Schlauch sind ideal dafür. Denn durch den gebündelten Wasserstrahl werden deutlich mehr Thermorezeptoren in der Haut gereizt.

Sebastians Kneipps Ernährungstherapie zielt auf eine Entlastung des Stoffwechsels ab, was insbesondere für Krankheiten wie Diabetes, Übergewicht und Gicht von Bedeutung ist. Schon vor über hundert Jahren war Kneipp, der 1855 als Pfarrer nach Badwörishofen kam, ein Verfechter der Vollwertkost. Viel Gemüse und Obst und wenig Fleisch, keine ungesunden Fette und Zucker. Auf den Speiseplan gehören ausgewogene Mahlzeiten mit vielen frischen, unverarbeiteten Lebensmitteln, heimischen Pflanzen und Kräutern.

Barfußwandern geht fast überall

Nach dem Frühstück, beispielsweise mit Müsli und frischem Obst, bietet sich eine Barfußwanderung an, also Haustür auf und los. Tatsächlich kann man fast überall barfußlaufen. Die Füße sind gespannt, welche Abenteuer auf sie warten und merken rasch, schon ein kleiner Kiesel drückt ganz schön. Autsch, das tut weh. Der Feldweg vor den Toren der Stadt sieht gar nicht so steinig aus – die Füße machen ihre eigenen Erfahrungen. Die Temperaturen sind morgens noch frisch und unter den nackten Sohlen fühlt sich das feuchte Gras kühl an. Steine, Hölzchen und so manche Unebenheit bringen die Füße rasch zum Kribbeln. Wer das ‚unten ohne‘ nicht gewöhnt ist, sollte langsam beginnen und die Füße freuen sich am Ende der Tour auf ein erfrischendes Kneipp’sches Fußbad im Bach. Wer öfter die Schuhe weglässt, tut dem ganzen Körper etwas Gutes und stärkt die Körperwahrnehmung.

Kneipp‘sche Espresso

Nach einem leichten Mittagessen mit frischen Kräutern der Saison verfeinert, sollte ausgeruht werden. Zum wieder wach werden, gibt es den ‚Kneipp’schen Espresso‘. Dabei taucht man die Arme bis zu den Ellbogen in eine ausreichend große Schüssel. Je fremder einem solche Güsse sind, desto kürzer soll der Kältereiz ausfallen. Zum Wachwerden empfiehlt sich alternativ auch ein kurzes Augenbad: Dabei taucht der Kopf mit geöffneten Augen ganz kurz in eine Schüssel mit kaltem Wasser ein, einmal blinzeln und die Augen rollen und wiederauftauchen. Anschließend wird das Wasser weggeklimpert. Mit geschärften Augen geht es noch einmal hinaus in die Natur und in den heimischen Wald. Noch intensiver wird ein Spaziergang oder eine Wanderung mit eingebauten Achtsamkeitsübungen. Anregungen dazu gibt es gerade zweimal wöchentlich auf der Homepage des Schwäbischen Albvereins Stuttgart unter dem Motto: ‚In der Natur Corona trotzen‘ /https://albverein.net/

Kneippen vor der Nachtruhe

Zum Abendessen darfs dann auch einmal ein Glas Wein sein. Auch Kneipp gab ab und zu seinen Genüssen nach, trank ein Bier oder paffte einen Stumpen. Bevor es ins Bett geht, steht noch eine Runde Wassertreten an. Im kalten Wasser, beispielsweise in einem Eimer, die Füße abwechselnd eintauchen und aufsetzen. Den Vorgang ein bis zwei Minuten lang wiederholen. Alle Anwendungen unter der Gürtellinie sorgen für Beruhigung und guten Schlaf. Die oberhalb, wecken auf und machen munter. Wohl bekommt’s!

Mehr Info

  • Richtig barfußwandern:
  1. Fuß gerade von oben aufsetzen und das Gewicht auf die Vorderballen legen
  2. Achtsam gehen
  3. Für Notfälle eine Pinzette und Pflaster einstecken
  4. Füße und Beine auf Zecken kontrollieren
  5. Mit kurzen Wanderungen oder im Barfußpark beginnen
  • Buchtipp: Richtig Kneippen, von Ines Wurm-Fenkl und Doris Fischer

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