Zavelstein blüht auf: Die Krokusblüte hat das Dorf auf der Hochebene über dem Teinachtal zwar überregional bekannt gemacht, aber auch sonst gibt es dort einiges zu erleben – geschichtlich, kulinarisch und in der Natur.
Über eine Million Wildkrokusse
Die Blütenpracht von über einer Million Wildkrokussen zaubert tausende kleiner Farbkleckse auf die Wiesen rund um den kleinen Ort. Zart sehen die meist blauvioletten Pflänzchen aus, die jetzt am Morgen voller Tautropfen sind und ihre Kelche nur zögerlich öffnen. Die schönsten Blumenteppiche liegen entlang des knapp fünf Kilometer langen Krokusweg, den man am besten am Marktplatz der ehemals kleinsten Stadt beginnt. Im Zuge der Gemeindereform 1975 wurde Zavelstein zur Stadt Bad Teinach-Zavelstein gelegt.
Aus Italien nach Zavelstein
So wie die Krokusse ab März blühen, blühen auch die Legenden um die Herkunft der Pflanze - irgendwoher müssen die Blumen ja einst gekommen sein. Eine Geschichte besagt, dass die Mönche des Klosters im nahen Hirsau beim Safrananbau auf die Blumen gestoßen sind. Allerdings lässt sich aus dem Zavelsteiner Krokus kein Safran gewinnen. Es ist also fraglich, ob die Mönche so unwissend waren, dass sie den Unterscheid zwischen Frühlingskrokus und den im Herbst blühenden Crocus sativus, mit den teuren Blütenfäden, nicht kannten. Eine andere Legende handelt von dem Burgfräulein, dessen Gemahl die Pflanze von einem Kreuzzug mitgebracht haben soll. Am wahrscheinlichsten scheint aber zu sein, dass der württembergische Spitzendiplomat Benjamin Buwinghausen von Wallmerode, der 1616 mit der Herrschaft Zavelsteins belehnt wurde, den Krokus von einer Italienreise mitgebracht hat und im Schlossgarten anpflanzen ließ.
Gefahr droht durch die Landwirtschaft
Fest steht allerdings, dass die zarten Pflänzchen auf dem Rückzug sind. Die extensive Landwirtschaft führt zu immer mehr Heuernten, bis zu fünfmal jährlich werden die Wiesen gemäht. Damit bleibt dem Samen keine Zeit auszureifen. Immer mehr Grund wird für den Anbau von Mais und Getreide genützt. Auch zu viel Dünger macht den Krokussen zu schaffen. Daher wurden mit den Landwirten Maßnahmen zum Schutz der Blumen vereinbart. 2014 legte der Schwarzwaldverein Zavelstein eine Streuobstwiese an, die nur zweimal im Jahr gemäht, aber nicht gedüngt wird. Zwischen den 26 unterschiedlichen Apfelbäumen wachsen jetzt die blauen Kissen. Vereinzelt mischen sich ein paar hellere und sogar weiße Blüten darunter. Inzwischen sind es wieder rund eineinhalb Millionen Blumen, die vom Samen bis zur Blüte einige Jahre brauchen.
Auch die Bienen lieben die Krokusse
Die Streuobstwiese grenzt an den Spinnerin-Kreuz-Weg am nördlichen Ortsrand von Zavelstein. Seinen Namen verdankt der Weg einem Feldkreuz, das ebenfalls dort steht. Es erinnert an die Spinnerin, die 1447 hier in eine Wolfsgrube gestürzt ist. Auch in den Gärten der Zavelsteiner wachsen die Krokusse um die Wette, umschwirrt von den Bienen eines Imkers, die jetzt in Schwärmen ihre Stöcke verlassen. Vorbei am ‚Gotsacker‘, dem alten Friedhof, der ein Museum über alte Bestattungs- und Erinnerungsbräuche beherbergt, geht es links zur Burgruine Zavelstein, die um 1200 als Stauferburg errichtet und von Benjamin Buwinghausen von Wallmerode erworben wurde.
Weitblicke vom Turm der Burg
Umgebaut als Spätrenaissance-Schlösschen wurde es 1692 von französischen Truppen im französisch-pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört und auch nie mehr aufgebaut. Vom 28 Meter hohen Turm bietet sich ein herrlicher Rundblick bis zur Schwäbischen Alb. Mitten im kleinen Ortskern liegt das Hotel ‚KroneLamm‘ mit gutbürgerlichem Restaurant und Sterneküche. Drei Premiumwanderwege streifen Zavelstein und die AugenBlick-Runde Zettelberg ist eine rund 15 Kilometer lange Wanderung mit ganz besonderen Aussichtspunkten im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord. Rund um den Ort führt auch der historische Rundweg Zavelstein. Wer sich rechts hält gelangt durch die Krokusstraße zurück zu den Parkplätzen.
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Philipp Möller (Montag, 20 Februar 2023 00:06)
Der Autorin ist ein Volkshochschulkurs in Interpunktion und Grammatik zu empfehlen.